Friedrich-List-Gymnasium Reutlingen

Miteinander.  Zukunft.  Bilden.

Erasmus+ Adana (Türkei) 3.-9.11.2024

Im Rahmen von Erasmus+ hatten wir, 5 Schüler unserer Schule zusammen mit Frau Hofer und Frau Beyerhaus, die Gelegenheit, unsere Partnerschule in der Türkei zu besuchen.

Diese Reise war die dritte Station unseres Projektes „Water is life. Treat it well." Nach Treffen im November 2023 in Reutlingen und der Reise nach Salerno in Italien im April 2024, während derer wir in unterschiedlichen Besetzungen schon viele Aspekte unseres Themas in den Blick genommen hatten (z.B. Woher kommt unser Wasser? Wie kommen wir zu gutem Trinkwasser? Was passiert mit unserem Abwasser?), sollten wir, zusammen mit unseren Partnerschulen in Salerno (Italien) und Peristeri (Vorort von Athen/Griechenland) nun die Gelegenheit haben, dieser Frage auch in einem heißen Gebiet am Mittelmeer, in Adana im Südosten der Türkei, nachzugehen. Im Vorfeld unserer Reise gab es zugegebenermaßen so manche Bedenken. Erst vor einem Jahr war das Gebiet von dem verheerenden Erdbeben getroffen worden, die Grenze zu Syrien liegt nicht allzu weit entfernt und auch die politische Situation in der Türkei bereitete dem einen und der anderen Bauchschmerzen.
Wir entschieden uns dennoch dafür, diese Reise anzutreten, hatten wir unsere türkischen Partner im Laufe unseres Projekts doch als sehr weltoffene und interessierte Partner kennengelernt. Wir sollten nicht enttäuscht werden. Unsere fünf Jungs wurden von unglaublich netten und zugewandten Familien herzlich beherbergt und verwöhnt! Besonders erstaunt waren wir vom hohen Lebensstandard unserer Gastfamilien. In der Nachbarschaft unserer Partnerschule zeigte sich Adana als moderne, gut organisierte und angenehme Stadt. Zu keinem Zeitpunkt fühlten wir uns unwohl und die Menschen, mit denen wir ins Gespräch kamen, waren alle sehr freundlich und hilfsbereit. Natürlich, Adana ist auch eine Stadt großer Kontraste: das natürliche Nebeneinander von Marmor-glänzenden Luxus-Geschäften und ärmlich gekleideten Straßen-Verkäufern, die sich durch den Verkauf von Nüssen, Knoblauch oder Granatäpfeln durchschlagen, schick gestylten Frauen und Voll-Burka tragenden Muslimas, herrschaftlichen Gebäuden (darunter eine der größten Moscheen der Türkei) und armseligsten Behausungen. Gleichzeitig auch eine Stadt mit einer vielfältigen und traditionsreichen Kultur, mit beeindruckenden historischen Gebäuden und vielen archäologischen Schätzen.
Wir nehmen mit, dass wir unser Bild von der Türkei einer genauen Prüfung unterziehen müssen. Uns wurde bewusst, von wie vielen Vorurteilen dieses Bild geprägt ist und es war eine sehr lehrreiche Erfahrung für uns zu sehen, dass die Türkei sich vor Ort in einem ganz anderen Licht präsentiert.
Ein spannendes Schul-Modell bekamen wir von unserer Partnerschule vor Augen gestellt. Diese öffnet für begabte Schülerinnen und Schüler erst nachmittags ihre Pforten und bietet vertiefende Lern-Ateliers an mit dem Ziel, ihre Schüler besser auf die universitären Herausforderungen vorzubereiten (an Adanas Çukurova-Universität studieren 45000 Studenten). Wir waren beeindruckt von der guten Ausstattung der naturwissenschaftlichen Fachräume und der Kunst-Ateliers, die wir auch im Rahmen unseres Projektes nutzen konnten.
Noch ein paar Gedanken zum Projekt: während der Woche beschäftigten wir uns intensiv mit der Frage der Wasserversorgung einer über 2 Millionen Einwohner fassenden Großstadt. Adana, nur rund 40 km vom Mittelmeer entfernt, hat den Vorteil, sein Wasser aus dem nahegelegenen Taurus-Gebirge bekommen zu können. Dieses wird in Form von Stauseen kanalisiert und verteilt. Im November hatte der stadtnahe Stausee durch die sommerliche Trockenheit (Temperaturen bis 50 Grad sind dort keine Seltenheit) einen extrem niedrigen Wasserstand. Im Rahmen des Klimawandels werden auch dort die Sommer länger und trockener. Der National Geographic-Film 25 Lites über den Einfluss des Klimawandels in Istanbul, welcher das Leben mit einer rationierten Wassermenge in Szene setzte, zeigt uns das Problem eindrücklich auf.
Was bleibt als Fazit? Wir durften eine unglaublich intensive und spannende Woche an einem Ort erleben, der uns viele neue Einsichten und zahlreiche neue Freunde beschert hat. Wir durften erfahren, dass sich die jungen Menschen aus unseren vier Ländern sehr gut untereinander verstanden haben und trotz ihres unterschiedlichen Hintergrunds viele Gemeinsamkeiten entdecken konnten.
Derartige Erasmus-Erfahrungen tragen unserer Meinung nach sehr viel bei zu gegenseitigem Kennenlernen und Völkerverständigung und wir freuen uns schon, dass wir im April noch die vierte unserer Partnerschulen, diejenige in Athen, besuchen dürfen.


Felix Strobel  |  Stand: 19.11.2024